Es gibt kaum eine Branche, die sich so schnell wandelt wie die der Informationstechnologie. Jedes Jahr untersuchen große und weltweit tätige Beratungsgesellschaften, wie etwa Gartner und Forrester, neu aufkommende Technologien im IT-Bereich und zeigen Trends von morgen auf.
IT-Trends sind stark wachsende und viel konsumierte „IT-Erscheinungen“, die sich in Software- und Hardware-Trends unterscheiden lassen. Der wohl erfolgreichste IT-Trend ist das Internet selbst, daneben sind beispielsweise Smartphones oder die Clouddatenspeicherung die größten Entwicklungen der letzten Jahre.
Im Folgenden werden die von Gartner und Forrester untersuchten IT-Trends für 2018 näher erläutert und eine Prognose für die folgenden Jahre erstellt.
1. Gartner
Für das Analyse- und Beratungsunternehmen Gartner spielt im Jahr 2018 vor allem das Thema der Geschwindigkeit technologischer Innovationen eine wichtige Rolle. Das spiegelt sich in den Top Ten der von Gartner angeführten strategischen und technologischen Trends wider, wobei insbesondere Künstliche Intelligenz und das Zusammenwachsen von On- und Offline als zentrale Punkte angesehen werden.
Eröffnet werden die zehn wichtigsten Trends durch den Punkt „Visuelle und sprachgesteuerte Suchfunktionen“, wobei Gartner den Unternehmen in diesem Bereich wegen der stetig steigenden Nachfrage an sprachgesteuerten Assistenten bis 2021 eine Umsatzsteigerung von bis zu 30% in Aussicht stellt.
Weiterhin sieht Gartner die „Disruption digitaler Giganten“ als zukünftige Entwicklung. Danach werden die „Big Players“ ihre bestehenden traditionellen Geschäftsmodelle durch neue und zum Teil noch unbekannte Formen ablösen. In diesem Zusammenhang nennt das Beratungsunternehmen die Namen digitaler Riesen, wie beispielsweise Amazon, Facebook und Google.
„Kryptowährungen auf dem Vormarsch“ heißt der dritte von Gartner festgestellte IT-Trend für die Jahre ab 2018. Die Beratungsgesellschaft sieht hierin einen möglichen Milliarden-Gewinn für den Bankensektor durch Spekulationen auf aufkommende Kryptowährungen, wie beispielsweise Bitcoin, was zur Anerkennung dieser „Währungen“ beitragen soll.
Vor allem für die Präsentation von Marken bringt der vierte Trend „Mehr Fake-News“ einige Probleme mit sich. Durch Falsch-Informationen im dem Internet würden Unternehmen eine Gefährdung ihres Marken-Images befürchten müssen. Für Konsumenten werde sich die Unterscheidung zwischen wahr und unwahr im Internet zunehmend schwieriger gestalten. Die vor allem in sozialen Netzwerken verbreiteten „Fake-News“ haben das Ziel, durch die Reaktion der Nutzer „viral“ verbreitet zu werden, wodurch das Vertrauen in Nachrichtenquellen vonseiten der Konsumenten sinken werde.
Der fünfte Trend, „Digitales Misstrauen“, bezieht sich maßgeblich auf die Rolle von künstlichen Intelligenzen (KI), auch im Zusammenhang mit den vorher angesprochenen „Fake-News“. KI werde nur begrenzt in der Lage sein, die – vor allem durch Bots – im Netz aufkommenden Falschinformationen zu filtern. Dagegen werde das gezielte Erschaffen von „Fake-News“ gerade durch diese künstlichen Intelligenzen nicht ungewöhnlich sein.
Der sechste IT-Trend der kommenden Jahrethematisiert die Ablöse klassischer Apps durch sogenannte Bots und Chatbots („Bots statt Apps“). Bis zum Jahr 2021 sollen mehr als die Hälfte aller Unternehmen auf diese Bots setzen; Gartner betitelt diese Entwicklung als „Post-App-Ära“.
Als weiteren Trend bis 2021 sieht Gartner unter dem Punkt „Versatilität statt Spezialisierung“ den Einsatz von IT-Profis in verschiedenen Aufgabenfeldern, was eine erhebliche Veränderung des Arbeitsmarktes mit sich bringen solle. Im Idealfall bedeutet das die Ausstattung nahezu jeder Abteilung mit einem Team von IT-Spezialisten.
Der achte IT-Trend „Künstliche Intelligenz als Jobmotor“ befasst sich ein weiteres Mal mit Künstlicher Intelligenz: Laut Gartners Prognose werden bis 2020 mehr als 1,8 Millionen Jobs durch künstliche Intelligenzen ersetzt werden, allerdings in anderen Branchen 2,3 Millionen Jobs gerade dadurch entstehen.
Weiter versteht Gartner in der Ausbreitung von IoT-Technologie („Internet of Things“) und prognostiziert unter dem Punkt „IoT überall“ bis 2020 einen, besonders durch die hohe Nachfrage entstandenen, 95 prozentigen Anteil an Elektronikprodukten mit IoT-Technologie.
Der zehnte Trend „IoT-Security-Kosten“ behandelt den von Gartner für das Jahr 2022 prognostizierten Fall des hohen Innovationstempos durch Fehlproduktionen der IoT-Produkte, was enorme Ausgaben der Unternehmen gerade im Bereich Sicherheit mit sich ziehen soll (beispielsweise im Kampf gegen gezielte Angriffe auf große Teile des Internets).
Neben diesen 10 strategischen aktuellen Trends veröffentlichte Gartner sogenannte Tech-Trends für 2018. Als wohl wichtigste „Technologie der Zukunft“ sieht Gartner die Künstliche Intelligenz an. Diese soll allerdings nicht als „Trend“ an sich bezeichnet werden, das Augenmerk sollte eher auf ihre Nutzung auf verschiedenen weiteren Gebieten ausgebreitet und hervorgehoben und somit zum Trend gemacht werden. Gleiches gilt laut Gartner für die IoT-Technologie.
Zur weiteren Gestaltung digitaler Geschäftsmodelle und Ökosysteme soll in Zukunft neben den digitalen Lösungen auch das sogenannte „Mesh“ verhelfen, worunter Gartner das Zusammenschmelzen von Mensch und Gerät versteht.
2. Forrester
Auch der US-Marktforscher Forrester veröffentlichte zehn Technologie-Trends für 2018. Im Gegensatz zu Gartner behandelt Forrester jedoch vor allem den Zuwachs an Vernetzung, Kundenorientierung und die wachsende Rolle der IT in der Markenbildung, also das Zusammenspiel von Software-Unterstützung und Marke, in den kommenden Jahren.
„Konnektivität“ heißt der erste Trend von Forrester, der neben dem „Internet der Dinge“ die Chance des Kundenzuwachses durch smart vernetzte Produkte umfasst. Dieser Trend kann mit Punkt 9 der, von Gartner erstellten, Trends gleichgesetzt werden.
Unter dem Punkt „Datenanalyse-Software“ wird das Sammeln von Kundendaten mit dem Ziel, mehr Einblicke in die Prozesse zu erhalten (engl. „Systems of Insight“), verstanden. Damit tritt ein wichtiger Aspekt des 21. Jahrhunderts zum Vorschein: die wirtschaftliche Verwertbarkeit von Daten, also letztlich der Handel mit einer neuen Art von Gütern.
Als weiterer Punkt des Themas „Kundenorientierung“ ist der IT-Trend „APIs“ anzusehen. Darunter versteht Forrester die Wichtigkeit von sogenannten Programmierschnittstellen (engl. „Application Programming Interface“), die zum Informationstausch zwischen der Anwendung und einzelnen Programmteilen dienen und somit zu einer vereinfachten Einrichtung und Programmierung ganzer Geschäftsmodelle verhelfen sollen.
Die zunehmende Relevanz an Kundenerfahrungsmanagement (engl. „Customer Experience“) fasst Forrester unter dem IT-Trend „CX“ zusammen. Unternehmen investieren zunehmend in mobile IT, Social und Analytics und verbinden damit das Ziel, positive Kundenerfahrungen zum Aufbau einer emotionalen Bindung zwischen Anwender und Produkt bzw. Anbieter zu schaffen.
Als fünfte IT-Prognose für die kommenden Jahre benennt Forrester „Sicherheit und Risiko“ und verbindet damit den benötigten Zuwachs an Sicherheit (sowohl auf technischer, als auch auf Seiten der Konsumenten) im Zusammenhang mit der voranschreitenden Digitalisierung.
„Hypervernetzte Kunden“ vergleichen online Preise, um grade das günstigste Produkt zu finden und sind deshalb, laut Forrester, der Grund, weshalb sich Unternehmen künftig auf eine präzisere Analyse der Kundenwünsche und -gewohnheiten einstellen müssen (engl. „Customer Journey“).
Mit dem nächsten IT-Trend „Technologischer Reifegrad“ fordert Forrester von den Unternehmen eine Balance zwischen der Anwendung von neuen Technologien, wie beispielsweise Cloud Computing und den traditionellen IT- Grundsätzen.
Der nächste Trend umfasst die Rolle der „Infrastruktur“ im Zusammenhang mit modernisierten Netzwerken etc., wobei Forrester damit die Cloud- und Software-definierte Infrastruktur (SDI) verbindet (bezogen auf Netzwerk, Server und Storage).
Digitale Verbesserungen sieht der Marktforscher Forrester mit dem Trend „Software und Markenbildung“. Dadurch soll das Verhältnis der Unternehmen mit den jüngeren Konsumenten verbessert werden. Hier lässt sich wieder einen Zusammenhang mit den Punkten von Gartner finden.
Das Mitbringen eigener Geräte in das Unternehmen wird laut Forrester in Zukunft weiter an Bedeutung zunehmen und unter den Trend „BYOD“ („Bring Your Own Device“) erfasst. Förderlich soll das insbesondere für eine bessere Organisation und Produktivität der Unternehmen sein. Klärungsbedarf kann sich allerdings unter anderem hinsichtlich des Datenschutzes ergeben.
Im Gegensatz zu der Beratungsgesellschaft Gartner, die mit ihren 10 IT-Trends bis 2018 besonders für einen besseren Umgang mit künstlicher Intelligenz und das Bewusstwerden von neuen Technologien plädiert, zielt Forrester mit seinen Trends vor allem auf wachsende und verbesserte Kundenorientierung sowie eine Vernetzung (ebenfalls ein wichtiger Teilaspekt der KI) innerhalb und außerhalb der Unternehmen ab.
Auch zukünftig spielen Schlagwörter wie „Kundenorientierung“, „Bewusstsein“ oder „Künstliche Intelligenz“ für die IT-Branche eine ganz wesentliche Rolle: In den bereits veröffentlichten „Top 10 Technology-Trends bis 2020“ befasst sich Forrester außerdem mit Themen wie Kryptowährungen, der Vernetzung von Kunden und Unternehmen, „digitalen Mitarbeitern“ als eine Form der künstlichen Intelligenz sowie den sogenannten „Public Clouds“, die auf dem Modell des Cloud Computing beruhen und bei denen Service-Provider verschiedene Anwendungen und IT-Infrastrukturen über das Internet der Allgemeinheit zur Verfügung stellen können.
Dennoch befinde sich die Welt, laut Forrester, derzeit noch in einer „digitalen Steinzeit“ und werde sich in den kommenden hundert Jahren schneller entwickeln als in den 20.000 Jahren zuvor. Es bleibt also abzuwarten, in welchen Formen Künstliche Intelligenz und Co. in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen werden.
Quelle: www.for-net.info